Persönlich für Sie vor Ort ✔️

Ambulanter Notdienst vs. Notaufnahme – Wohin im medizinischen Notfall?

Ambulanter Notdienst vs. Notaufnahme

Nicht Jeder Medizinische Notfall Erfordert Gleich ein Krankenhaus

In Berlin haben Sie verschiedene Möglichkeiten, je nach Schwere der Erkrankung: den ambulanten Notdienst (ärztlichen Bereitschaftsdienst) einerseits und die Notaufnahme (Rettungsstelle im Krankenhaus) andererseits. Doch wohin sollten Sie sich wenden? Hier erklären wir den Unterschied und geben Orientierung.

Ambulanter Notdienst

Ambulanter Notdienst bezeichnet im Grunde den bereits beschriebenen ärztlichen Bereitschaftsdienst – also die Versorgung von akuten Patienten außerhalb der regulären Sprechzeiten, aber auf ambulantem Wege (ohne stationäre Aufnahme im Krankenhaus). Der ambulante Notdienst wird von niedergelassenen Ärzten getragen, typischerweise in Bereitschaftspraxen oder via hausärztliche Hausbesuche, und ist über die Nummer 116117 erreichbar.

Die Notaufnahme (auch Rettungsstelle genannt) hingegen ist die Abteilung im Krankenhaus, die rund um die Uhr stationäre Notfallversorgung bietet, insbesondere für schwere, lebensbedrohliche Fälle oder Verletzungen, die eine sofortige klinische Behandlung erfordern.

Wann ist Welcher Dienst Zuständig?

Eine Faustregel lautet: Lebensbedrohliche oder sehr schwere Symptome = 112 und Notaufnahme. Alles andere, was dringend ist, aber nicht lebensbedrohlich = 116117, ambulanter Notdienst. In vielen Situationen lässt sich das klar unterscheiden – zum Beispiel bei Bewusstlosigkeit, Verdacht auf Herzinfarkt oder Schlaganfall, schweren Unfällen, starken Blutungen etc. sollten Sie immer den Rettungsdienst (112) rufen.

Bei mittelschweren akuten Erkrankungen wie hohem Fieber, akuten Schmerzen, Infekten, die nicht bis morgen warten können, ist der ambulante Notdienst (116117) richtig.

Warum nicht Immer Direkt ins Krankenhaus?

Viele Patienten neigen dazu, auch mit kleineren Beschwerden abends gleich die Krankenhaus-Notaufnahme aufzusuchen. Doch die Notaufnahmen sind häufig überlastet – in Berlin werden die Rettungsstellen teils von Patienten „überrannt“, von denen ein großer Teil im Krankenhaus gar nicht behandelt werden müsste.

Laut BZ-Berlin-Report gingen an Berliner Klinik-Erste-Hilfen von 1,2 Millionen Patienten rund 680.000 ohne stationäre Behandlung wieder nach Hause – das waren also überwiegend ambulante Fälle, kein echter Notfall fürs Krankenhaus.

Für solche Patienten ist der ambulante Notdienst die bessere Adresse: Hier werden sie oft schneller versorgt und tragen gleichzeitig dazu bei, die Notaufnahmen für echte Notfälle frei zu halten. Das Konzept der Bereitschaftsdienstpraxen ist genau deshalb eingeführt worden – um die Kliniken zu entlasten, indem ambulante Notfälle außerhalb der Praxissprechzeiten woanders behandelt werden.

Was Passiert, Wenn Sie 116117 Anrufen?

Die Leitstelle der KV Berlin wird zunächst abklären, ob Ihr Fall ambulant betreut werden kann oder ob doch ein Notarzt nötig wäre. Falls Letzteres – z.B. bei Verdacht auf Herzinfarkt – würde man sofort einen Rettungswagen/Notarzt schicken.

In allen anderen Fällen verweist man Sie an eine Bereitschaftspraxis oder schickt einen Arzt vorbei. Der große Vorteil: Sie bekommen am Telefon gleich gesagt, wohin Sie gehen können oder wann der Arzt kommt. Das verhindert, dass Sie planlos zur falschen Einrichtung fahren.

Zudem können die Mitarbeiter am Telefon bereits wichtige Hinweise geben, z.B. was Sie bis zum Eintreffen des Arztes tun können oder welche Unterlagen (Versichertenkarte, Medikamentenplan etc.) Sie bereitlegen sollten.

Ambulanter Notdienst in der Praxis

Wenn Sie mobil sind, wird man Ihnen meistens empfehlen, eine ärztliche Bereitschaftspraxis (Notdienstpraxis) aufzusuchen. In Berlin gibt es mehrere solcher Anlaufstellen (siehe unten), die ohne Termin Patienten an Wochenenden und abends versorgen.

Das ähnelt einem Arztbesuch, nur außerhalb üblicher Zeiten. Sie gehen dorthin, melden sich an der Rezeption und werden behandelt.

Oftmals sind Wartezeiten moderat – laut einer Umfrage mussten ca. 37% der Patienten in Bereitschaftspraxen weniger als 15 Minuten warten, im Schnitt etwa 30 Minuten (für dringende Fälle). Aber es kann natürlich auch voller sein, je nach Andrang; lange Wartezimmerzeiten sorgen gelegentlich für Unmut.

Wichtig ist: Wenn Sie dringende Beschwerden haben (etwa ein Kind mit sehr hohem Fieber), sagen Sie das gleich bei der Anmeldung, damit das Praxispersonal Sie nicht zu lange warten lässt. Der Bereitschaftsarzt kann Sie untersuchen, behandeln, Ihnen Medikamente verordnen oder ggf. eine Überweisung ins Krankenhaus ausstellen, falls doch notwendig.

Ambulanter Notdienst als Hausbesuch

Sind Sie nicht gut zu Fuß oder bettlägerig, kommt der Arzt auch nach Hause. Der Ablauf: Nach Ihrem Anruf teilt die Leitstelle einem fahrenden Arzt Ihren Einsatzort mit, und dieser macht sich – je nach Priorität und Tourenplanung – auf den Weg zu Ihnen.

Die Fahrzeuge sind wie erwähnt speziell gekennzeichnet (magenta mit 116117-Schriftzug), oft Kleinwagen mit medizinischer Ausrüstung.

Solch ein Bereitschaftsarzt kann fast alle üblichen hausärztlichen Leistungen erbringen: Untersuchung, Wundversorgung, Injektionen, Infusionen, Medikamente verabreichen, Rezepte, Krankschreibung, Beratung. In seinem Notfallkoffer führt er z.B. Sauerstoff, Infusionen, Verbandszeug, einige Medikamente etc. mit.

Man nennt diesen Service auch treffend „Rettungsstelle für zu Hause“, da er eine kleine Notaufnahme aufsucht – nur eben in Ihren vier Wänden.

Grenzfälle

Manchmal ist es nicht eindeutig, ob ein Fall ambulant (116117) oder stationär (112) versorgt werden sollte. Im Zweifel können Sie immer 116117 anrufen, denn dort hilft man Ihnen weiter.

Die Mitarbeiter sind geschult, wichtige Warnzeichen zu erkennen – sie nutzen Software und ärztliches Know-how, um Ihnen eine Empfehlung zu geben. Sollte sich während des Gesprächs herausstellen, dass es doch ernster ist, können sie immer noch den Notarzt alarmieren.

Wenn Sie unsicher sind, scheuen Sie sich also nicht, diese Nummer anzurufen und Ihre Symptome zu schildern. Es ist allemal besser, Rat einzuholen, als einen Notfall zu verschleppen oder unnötig in die Klinik zu fahren.

Zusammenfassung

Der ambulante Notdienst (ärztliche Bereitschaftsdienst) ist in Berlin Ihre Adresse für dringende, ambulante medizinische Hilfe außerhalb der Praxiszeiten. Die Notaufnahme im Krankenhaus ist für schwerste, akute Notfälle reserviert.

Beide Systeme arbeiten Hand in Hand: Der ambulante Dienst entlastet die Kliniken, und umgekehrt greifen die Leitstellen im Zweifel auf den Rettungsdienst zurück.

Für Patienten bedeutet das: Sie haben Optionen. Nutzen Sie 116117 als Lotsen durch das System – so bekommen Sie die richtige Hilfe am richtigen Ort.