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Ärztliche Bereitschaftspraxen in Berlin – Die Anlaufstellen des Notdienstes

Ärztliche Bereitschaftspraxen in Berlin

Neben dem Hausbesuchsdienst spielen die ärztlichen Bereitschaftspraxen (auch KV-Notdienstpraxen genannt) eine zentrale Rolle in der Notfallversorgung außerhalb der Sprechzeiten. Diese Praxen sind Anlaufstellen, die Patienten ambulant behandeln, wenn die normalen Praxen zu haben. Berlin verfügt über mehrere solcher Bereitschaftspraxen für Erwachsene und Kinder. Hier geben wir einen Überblick.

Was ist eine Bereitschaftspraxis?

Eine Bereitschaftspraxis ist im Grunde eine Arztpraxis, die abends oder am Wochenende geöffnet ist, um akute Patienten ohne Termin zu versorgen. Sie wird von der Kassenärztlichen Vereinigung (KV) betrieben bzw. koordiniert. In Berlin sind die KV-Bereitschaftspraxen oft in oder neben Krankenhäusern untergebracht, arbeiten aber unabhängig von der Notaufnahme. Sie sind ausgestattet wie normale Praxen, mit Behandlungsräumen, Wartezimmer, Anmeldung und dem notwendigen medizinischen Gerät für allgemeinärztliche Untersuchungen. Hierher können Patienten kommen, die dringend behandelt werden müssen, aber keinen Notarzt brauchen.

Wo befinden sich diese Praxen?

In Berlin gibt es derzeit mehrere Standorte über die Stadt verteilt. Für Erwachsene (Allgemeinmedizin/Innere) existieren u.a. Bereitschaftspraxen in:

  • Charlottenburg-Wilmersdorf: an den DRK-Kliniken Berlin Westend (Zentrale Notaufnahme, Spandauer Damm 130, 14050 Berlin)
  • Friedrichshain-Kreuzberg: am Vivantes Klinikum im Friedrichshain (Landsberger Allee 49, 10249 Berlin)
  • Marzahn-Hellersdorf: am Unfallkrankenhaus Berlin in Biesdorf (Warener Str. 7, 12683 Berlin)
  • Mitte (Wedding): am Jüdischen Krankenhaus Berlin (Heinz-Galinski-Str. 1, 13347 Berlin)
  • Neukölln: am Vivantes Klinikum Neukölln (Rudower Straße 48, 12351 Berlin)
  • Steglitz-Zehlendorf: an der Charité Campus Benjamin Franklin (Hindenburgdamm 30, 12203 Berlin)

Dies sind Beispiele; insgesamt sind es aktuell sechs Standorte für Erwachsene, die die Stadtbezirke abdecken. Für Kinder und Jugendliche gibt es eigene kinderärztliche Bereitschaftspraxen, z.B.:

  • Charlottenburg: DRK Kliniken Westend (Spandauer Damm 130) – Kinder-Erste-Hilfe-Stelle
  • Lichtenberg: Sana Klinikum Lichtenberg (Fanningerstraße 32, 10365 Berlin)
  • Wedding: Charité Virchow-Klinikum (Augustenburger Platz 1, 13353 Berlin – Kindernotaufnahme Haus 8)
  • Neukölln: Vivantes Klinikum Neukölln (Kormoranweg 45 – Kinderrettungsstelle)
  • Tempelhof: St. Joseph-Krankenhaus Tempelhof (Wüsthoffstr. 15, 12101 Berlin)

(Standorte und Adressen können sich ändern; aktuelle Informationen findet man über die KV Berlin oder die 116117-Webseite.)

Öffnungszeiten

Die Bereitschaftspraxen haben nicht rund um die Uhr offen, sondern gezielt in den sprechstundenfreien Zeiten:

  • Unter der Woche: Einige Bereitschaftspraxen öffnen abends, z.B. mittwochs und freitags nachmittags, wenn viele Praxen geschlossen sind. Insbesondere Freitag nachmittag/Abend (15–20 oder 21 Uhr, je nach Saison) stehen Ärzte bereit. Mittwochs (oft nach 14 Uhr) gibt es ggf. Kinder-Bereitschaftsdienste (im Umland z.B. mittwochs ein Kinderarztdienst, siehe Rüdersdorf Info).
  • Wochenende und Feiertage: Hier sind die Praxen typischerweise von 9 Uhr morgens bis abends 20 oder 21 Uhr geöffnet. Das gilt für Samstag, Sonntag und gesetzliche Feiertage. An Heiligabend und Silvester gibt es Sonderregelungen (in Berlin meist als Feiertag behandelt, also ebenfalls ab 9 Uhr). Nachts (z.B. um 2 Uhr nachts am Sonntag) haben die Praxen geschlossen – in dieser Zeit würden Hausbesuche erfolgen oder man müsste ggf. doch ins Krankenhaus, falls nötig. Aber die Leitstelle 116117 ist wie immer 24/7 besetzt, auch nachts. Sie kann dann entweder einen Hausbesuch veranlassen oder im Notfall an eine Klinik verweisen.

Wie nutzt man die Bereitschaftspraxis?

Im Grunde ganz einfach: Ohne Voranmeldung hingehen. Wenn Sie unsicher sind, können Sie vorher 116117 anrufen, aber Sie dürfen auch direkt zur Öffnungszeit erscheinen. Vor Ort melden Sie sich am Tresen/Empfang an, ähnlich wie bei jeder Praxis. Sie müssen Ihre Krankenversichertenkarte vorzeigen. Dann nehmen Sie im Wartebereich Platz, bis Sie aufgerufen werden. In Stoßzeiten kann es wie gesagt Wartezeit geben, aber das Team versucht, dringende Fälle vorzuziehen. Falls Sie das Gefühl haben, Ihr Zustand verschlechtert sich beim Warten, sollten Sie das dem Personal mitteilen. In den kinderärztlichen Diensten ist es ähnlich, dort gibt es kindgerechte Wartezimmer. Tipp: Wenn Sie mit einem kranken Kind kommen, bringen Sie etwas zur Beschäftigung (Spielzeug, Buch) und evtl. etwas zu trinken/essen für das Kind mit, da Wartezeiten für die Kleinen anstrengend sein können.

Was wird in der Bereitschaftspraxis gemacht?

Die Ärzte dort können Untersuchungen und Behandlungen durchführen wie ein normaler Hausarzt oder Facharzt (je nach dem, wer Dienst hat). Das heißt, man kann Sie abhören, in den Hals schauen, Blutdruck messen, Blutzucker prüfen, kleine Labortests (manchmal CRP-Schnelltest, Urintest etc.), Wunden versorgen, EKG schreiben, Injektionen verabreichen usw. Sie können auch Medikamente vor Ort erhalten – z.B. einen Schmerzmitteltrunk, Fieberzäpfchen für Kinder, inhalative Medikamente bei Asthmaanfällen – falls erforderlich, um akute Symptome zu lindern. Natürlich können sie Rezepte ausstellen, Überweisungen (z.B. zum Röntgen am nächsten Werktag) oder Sie, wenn nötig, nach Untersuchung mit einem Arztbrief ins Krankenhaus schicken, falls sich herausstellt, dass doch eine weiterführende Behandlung (z.B. Operation) nötig ist. Viele Anliegen lassen sich jedoch in der Bereitschaftspraxis abschließend klären.

Zusammenspiel mit 116117

Die Adressen und Öffnungszeiten der Bereitschaftspraxen können Sie über 116117.de online finden oder erfragen. Die Telefon-Hotline 116117 selbst führt Sie ebenfalls dorthin: Oft wird man Ihnen aktiv vorschlagen, eine dieser Praxen aufzusuchen, wenn es passt. In manchen Fällen kann die Leitstelle sogar vorab Bescheid geben, dass Sie kommen (das ist intern, Sie müssen nichts weiter tun – manchmal ruft die Leitstelle in der Praxis an, wenn z.B. ein spezieller Fall ankommt, aber das ist nicht ihre Sorge). Für Sie wichtig: Die Bereitschaftspraxen sind Teil des Systems, Sie müssen also nicht zusätzlich bezahlen oder ähnliches, das läuft alles über Ihre Krankenversicherung ganz normal.

Bereitschaftspraxen im Berliner Umland

Auch im Land Brandenburg, in Orten rund um Berlin, gibt es solche Praxen. Z.B. in Rüdersdorf bei Berlin (Immanuel Klinik Rüdersdorf) existiert eine Bereitschaftspraxis, die auch einen kinderärztlichen Dienst mittwochs/Freitags anbietet. In Potsdam, Bernau, Oranienburg usw. gibt es vergleichbare Angebote. Falls Sie also knapp außerhalb der Stadt wohnen, könnte die nächstgelegene Bereitschaftspraxis vielleicht in Brandenburg liegen. Die 116117-Leitstelle wird Sie entsprechend an die richtige Adresse verweisen, da sie regionsübergreifend zusammenarbeitet.

Warum „Bereitschaftspraxis“ statt Notaufnahme?

Diese Frage wurde oben schon angerissen: Die KV-Notdienstpraxen sind gezielt da, um Patienten abzufangen, die sonst in die Klinik gingen, obwohl es ambulant ginge. Sie sollen ein qualitativ gleichwertiges Angebot darstellen, aber effizienter. Statt stundenlang in einer überfüllten Notaufnahme zwischen schweren Fällen zu sitzen, ist man in der Bereitschaftspraxis meist besser aufgehoben, wenn es kein absoluter Notfall ist. Die Ärzte dort haben mehr Zeit als ein überlasteter Kliniknotarzt und die Atmosphäre ist oft ruhiger.

Bereitschaftspraxis = normale Praxis?

Im Prinzip ja, aber denken Sie daran: Diese Praxen sind für Akutfälle gedacht. Routineuntersuchungen, Check-Ups, Impfungen, planbare Geschichten – dafür sind sie nicht da. Kommen Sie wirklich nur mit akuten Problemen. Und falls Sie z.B. einen Dauerrezept (für ein chronisches Medikament) brauchen, das Ihnen ausgegangen ist, können Sie zur Not zwar dort fragen – der Arzt wird es in echten Ausnahmefällen mal verschreiben – aber grundsätzlich sollte man sowas vorausschauend über die Hausarztpraxis regeln. Gleiches mit AU-Bescheinigungen: Natürlich stellt man Ihnen in der Bereitschaftspraxis eine Krankschreibung aus, wenn Sie übers Wochenende krank sind. Aber man wird Sie ggf. auch darauf hinweisen, dass Sie bei längerer Erkrankung am Montag nochmal Ihren Hausarzt kontaktieren. Das ist kein Vorwurf, sondern schlicht, weil der weiterbehandelnde Arzt den Verlauf kennen sollte.

Fazit

Die ärztlichen Bereitschaftspraxen in Berlin sind ein wichtiger Baustein der Gesundheitsversorgung. Sie ermöglichen es, dass Sie auch außerhalb üblicher Zeiten einen Arzt persönlich aufsuchen können, ohne Termin. Für die häufigen Fälle von „Wochenend-Erkältung“ oder „nachts auftretenden Schmerzen“ sind sie ideal. Informieren Sie sich ruhig vorab, welche Bereitschaftspraxis Ihrem Wohnort am nächsten liegt – im Ernstfall spart das Zeit. Und denken Sie daran: Immer zuerst abwägen, Notaufnahme oder Bereitschaftspraxis? Wenn keine Lebensgefahr besteht, sind Sie in der Bereitschaftspraxis meist richtig aufgehoben.